Kampfkunst

Die Kampfkünste an sich sind keine Philosophie, sie sind einfach Kampfkünste! Die Kampfkünste können sich mit der Philosophie verbinden, sie haben jedoch keine „eigene“ Philosophie, dafür sind sie nicht gedacht. Daher ist jemand, der eine Kampfkunst ausübt, nicht notwendigerweise auch ein Philosoph, da in den modernen Kampfkünsten meistens entweder Gewalt oder Pazifismus transportiert werden, und die Mehrzahl ist materialistisch-technisch.

Kampfkünste waren immer notwendig, aber aus kulturellen Gründen. Die traditionellen Kampfkünste existierten niemals für sich selbst oder als „art pour l´art“, wie es heute der Fall ist. Die heutigen Bezeichnung „Budo“ etwa, was aus dem Japanischen übersetzt soviel bedeutet wie „der Weg, den Kampf anzuhalten“, ist heute keine philosophische Grundlage der Kampfkünste mehr, sondern einfach ein Sammelbegriff, wie auch das Wort „Do“, „Weg“, an sich keinen philosophischen Weg mehr bezeichnet, sondern nur noch eine technische Ausbildung in einer der modernen Kampfkünste.
Es ist für eine Kampfkunst, wenn sie ein wirklicher Weg für den Menschen werden soll, daher nötig, den Bezug zu einer Art der Philosophie auf klassische Art herzustellen, die die Elemente der Kampfkunst zu Elementen werden lässt, die im täglichen Leben des Menschen Relevanz bekommen. Dadurch erst wird die Kampkunst zu einem philosophischen Weg, der dem Schüler die ewigen Fragen des Menschen: „Wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich?“ beantworten kann. Die Philosophie „bereichert“ die Kampfkunst und gibt ihr dadurch erst einen Sinn.
Innerhalb einer Schule der philosophischen Kampfkunst findet daher sowohl Training in den Techniken der Kampfkunst als auch parallel dazu ein philosophischer Unterricht statt, der ebenfalls zur Ausbildung gehört und den eigentlich wichtigeren Teil darstellt. Die Techniken und Konzepte der Kampfkunst dienen eher der Erfahrung und Umsetzung der philosophischen Elemente, um sie für den Schüler erlebbar und begreifbar zu machen.
In einer philosophischen Kampfkunst wird das Konzept des Meisters sehr differenziert betrachtet. Jemand, der nur die Technik in der Kampfkunst unterrichtet, ist kein Meister im Sinne dieser Sichtweise. Erst jemand, der sowohl philosophische als auch kämpferisch-technische Ausbildung in sich vereint und auch lehrt, ist ein Meister einer philosophischen Kampfkunst.
So gesehen ist eine Schule der philosophischen Kampfkunst auch eher ein Schule der Philosophie als eine Schule der reinen Kampfkunst. Ziel ist der Philosoph im platonischen Sinn, der Mensch, der sich selbst kennengelernt hat und sich deshalb auch selbst beherrschen kann – er hat sein Temperament in Charakter verwandelt. Und das war auch das Ziel der berühmten Schule von Shaolin, das ja ursprünglich auch eine Schule der Philosophie gewesen ist und deren berühmtester Lehrer und Meister wohl Bodhidharma war.